====== Steuerfindung ====== Die Steuerfindung befasst sich mit der automatischen Zuordnung der MWSt. zu einer Buchung. Sie bestimmt, welcher Steuerfall vorliegt und ermittelt die Kontierung und die Höhe der Steuerposition. Je nach den Einstellungen der Stammdaten lassen sich diese automatisch vorgeschlagenen Werte ändern. ===== Positionstyp im Journal ===== Es gibt drei verschiedene Positionstypen: ==== Bruttoposition ==== Eine steuerliche Berücksichtigung ist hier nicht möglich. Eine Bruttoposition entsteht aus Buchungen auf Konten, deren [[../01stammdaten/010kontorahmen|Kontostammdaten]] keine Aktivierung im Feld //MWSt.-mögl.// vorweisen. Typische Vorgänge hierfür sind z.B. Buchungen auf Finanzkonten (Kasse, Bank), Forderungskonten und Verbindlichkeitskonten. ==== Nettoposition ==== In der Nettoposition wird die Bemessungsgrundlage gebucht, die für die Berechnung der MWSt. grundlegend ist. Das Feld //MWSt.-mögl.// muss in dem der Buchung dazugehörigen Buchungskonto in den [[../01stammdaten/010kontorahmen|Kontostammdaten]] aktiviert sein. Nettopositionen basieren häufig auf Aufwands- oder Ertragsbuchungen oder auf Anlagenzugänge. ==== Steuerposition ==== Die Steuerposition enthält die MWSt.-Buchung. In einer Steuerposition können nur Vorsteuer- und Umsatzsteuerkonten bebucht werden. Eine Steuerposition entsteht in der Regel automatisch. Einzige Ausnahme: Das Feld //Berechnungsart// in den [[../01stammdaten/020steuerschluessel|Stammdaten des Steuerschlüssels]] ist auf //Direkt// gestellt. ==== Zusammenspiel von Brutto-, Netto- und Steuerpositionen ==== In den Stammdaten des [[../01stammdaten/010kontorahmen|Buchungskontos]] wird durch die Aktivierung des Feldes //MWSt.-mögl.// bestimmt dass eine Nettoposition entsteht und deswegen potentiell eine Steuerposition entstehen kann. Die abzuführende Umsatzsteuer muss in der Regel auf der Basis einer Bemessungsgrundlage errechnet werden. So muss in der Umsatzsteuervoranmeldung nicht die gebuchte Umsatzsteuer angegeben werden, sondern der Umsatz, von dem die Umsatzsteuer errechnet werden kann. Das Kennzeichen für die Umsatzsteuervoranmeldungszeile im Feld USVAZEILE wird in die Nettoposition eingetragen. Die abzuführende Vorsteuer widerum wird als Steuerbetrag gemeldet. Es existiert für die Vorsteuer keine Bemessungsgrundlage. Die USVAZEILE wird in die Steuerposition eingetragen. Beispiel:\\ Es soll der ein umsatzsteuerpflichtiger Barverkauf mit dem Buchungssatz Kasse an Umsatzerlöse und Umsatzsteuer gebucht werden. In der [[../02belegerfassung/010buchungserfassung/020buchungsposition|Buchungsposition]] werden nun folgende Konten erfasst (SKR03):\\ Sollkonto = 1000 Kasse\\ Habenkonto = 8400 Umsatzerlöse\\ Steuerfall = Umsatzsteuer Inland\\ Steuerschlüssel = voller Satz 19%\\ Es entstehen nach dem Buchen dieses Beleges im Journal folgende Positionen:\\ * Bruttoposition: 1000 Kasse im Soll mit 119% * Nettoposition: 8400 Umsatzerlöse im Haben mit 100% * Steuerposition: 1776 Umsatzsteuer im Haben mit 19% ===== Zuordnung zur Umsatzsteuervoranmeldung (USVAZEILE) ===== Die umsatzsteuerrelevanten Buchungssätze werden also über das Feld //[[../01stammdaten/030ustvazeilen|USVAZEILE]]// gekennzeichnet. Das Feld //USVAZEILE// beinhaltet Informationen über die Zelle in der Umsatzsteuervoranmeldung, sowohl für die Bemessungsgrundlagen als auch für die Steuerbeträge. Entsprechend den Vorgaben, die auf der Umsatzsteuervoranmeldung basieren, muss bei einer steuerrelevanten Buchung das Feld USVAZEILE gefüllt werden. \\ Welcher Wert in diesem Feld bei der Journalisierung hinterlegt wird, ist von den Eintragungen im entsprechenden Steuerschlüssel abhängig. Zusätzlich muss aber noch die Zuordnung des Steuerfalls zu der Buchung beachtet werden.\\ ===== Steuerfall und Steuerschlüssel ==== Für die Steuerposition müssen folgende Werte ermittelt werden: * Anzahl der Steuerpositionen (keine, eine oder zwei) * Kontierung der Steuerposition(en) * Höhe des Steuerbetrages * Zuordnung zur Umsatzsteuervoranmeldung (USVAZEILE) Zwei Kriterien sind notwendig um diese Werte ermitteln zu können:\\ * Steuerfall * Steuerschlüssel\\ ==== Steuerfall ==== Der Steuerfall gibt an, * ob es sich überhaupt um einen umsatzsteuerlich relevanten Vorgang handelt, * welcher umsatzsteuerliche Sachverhalt vorliegt und * ob Umsatzsteuer oder Vorsteuer gebucht werden soll. \\ \\ Es stehen folgende Steuerfälle zur Verfügung: |**Steuerfall** |**Kurzbeschreibung** | |Keine Steuer |Kein umsastzsteuerlich relevanter Vorgang | |Umsatzsteuer Inland |Umsatzsteuerberechnung für Inlandsumsätze | |Umsatzsteuer EU steuerpflichtig |steuerpflichtiger Umsatz für einen EU-Mitgliedsstaat | |Umsatzsteuer EU steuerfrei |steuerfreie innergemeinschaftliche Exportlieferung | |Umsatzsteuer Drittland steuerpflichtig |steuerpflichtiger Umsatz für ein Drittland | |Umsatzsteuer Drittland steuerfrei |steuerfreie Exportlieferung in ein Drittland | |Vorsteuer Inland |Vorsteuer für Inlandsgeschäfte | |Vorsteuer EU steuerpflichtig |Vorsteuer, die von einem EU-Mitgliedsstaat berechnet wurde | |Vorsteuer EU steuerfrei |Vorsteuer für innergemeinschaftliche Erwerbe | |Vorsteuer Drittland steuerpflichtig |Vorsteuer, die von einem Drittland berechnet wurde | |Vorsteuer Drittland steuerfrei |Vorsteuerfreie Importlieferung aus einem Drittland | Wenn in den Mandantenstammdaten die [[110versteuerungsart|Versteuerungsart]] auf //Kleinunternehmerrelegung// oder auf //selbständige Tätigkeit// gesetzt ist, ist das Unternehmen von der Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung befreit. Folglich wird in der Buchungserfassung der Steuerfall **__immer__** auf //keine Steuer// gesetzt. ==== Steuerschlüssel ==== Der Steuerschlüssel bestimmt die Höhe und die Kontierung der Steuer. Außerdem wird der Buchung die USVAZEILE angefügt. Die Kontierung der Steuerposition und die Formulare für die Umsatzsteuervoranmeldung können sich im Laufe der Zeit ändern. Deswegen ist dem Steuerschlüssel ein Gültigkeitszeitraum hinterlegt. Innerhalb eines Steuerkopfes können nun mehrere Steuerschlüsselpositionen existieren, die dann in Abhängigkeit des Gültigkeitszeitraumes die Berechnung und die Kontierung der Steuerposition vornehmen. Beispiel:\\ Umsatzsteuerpflichtige Umsatzerlöse im Inland waren mit Leistungsdatum 31.12.2006 mit 16% zu versteuern und in der Umsatzsteuervoranmeldung in der Zelle 51 auszuweisen. Der gleiche Umsatz muss mit Leistungsdatum 01.01.2007 mit 19% versteuert werden. In der Umsatzsteuervoranmeldung ist der Umsatzerlös in der Zelle 81 auszuweisen. Es handelt sich aber in beiden Fällen um den gleichen steuerlichen Sachverhalt. Lediglich der Leistungszeitpunkt ist unterschiedlich. Bei der Auftragserfassung ist der Leistungszeitpunkt möglicherweise aber noch nicht bekannt und es wäre nicht sinnvoll, die Höhe und die Kontierung der Steuerposition bereits bei Auftragseingang festlegen zu müssen. Dem Auftrag wird nun bei Auftragserfassung der Steuerkopf hinterlegt. Je nach dem Eintrag des Leistungsdatums wird nun die Kontierung und die Höhe der Steuerposition aus den Steuerschlüsselpositionen ermittelt. Es wird deshalb innerhalb eines Steuerkopfes ==== Kontierung der Steuerposition ==== Je nach der Konstellation der beiden Kriterien Steuerfall und Steuerschlüssel kann nun die Kontierung ermittelt werden: Die Kontierungsfelder sind verknüpft mit dem Kontorahmen. Das Konto für die Steuerposition wird aus dem Kontierungsfeld gelesen. Sollte ein Gegenkonto benötigt werden (z.B. bei innergemeinschaftlichen Erwerben oder bezogene Bauleistungen $13B UStG) wird Buchung als zweite Steuerposition angelegt (Kontierungsfeld Gegenkonto). ^Steuerfall^Kontierungsfeld^Kontierungsfeld Gegenkonto^ |Vorsteuer Inland|Konto VSt Inland|Gegenkonto VSt Inland| |Vorsteuer EU steuerpflichtig|Konto VStP EU|Gegen.VStP EU| |Vorsteuer EU steuerfrei|Konto VStF EU|Gegen.VStF EU| |Vorsteuer Drittland steuerpflichtig|Konto VSt Drittland|Gegen.VSt Drittland| |Vorsteuer Drittland steuerfrei| keine Kontierung nötig || |Umsatzsteuer Inland|Konto USt Inland|kein Gegenkonto nötig| |Umsatzsteuer EU steuerpflichtig|Konto UStP EU|kein Gegenkonto nötig| |Umsatzsteuer EU steuerfrei|Konto UStF EU|kein Gegenkonto nötig| |Umsatzsteuer Drittland| keine Kontierung nötig || ==== Ermittlung der Umsatzsteuervoranmeldungszeilen (USVAZEILE) ==== Die Umsatzsteuervoranmeldungszeile wird ebenfalls aus dem Steuerschlüssel ab Abhängigkeit des Steuerfalls gelesen. Zuordnung der Steuerfälle zur Umsatzsteuervorameldung: ^Steuerfall^Bemessungsgrundlage^Steuerbetrag^ |Vorsteuer Inland|Feld ist nicht nötig|Steuerbetrag VSt Inland| |Vorsteuer Inland Gegenbuchung|Bemessung Gegenkonto VSt Inland|Steuerbetr. Gegenb.VSt. Inland| |Vorsteuer EU steuerpfl.|Feld ist nicht nötig|Gegen.VStP EU| |Vorsteuer EU steuerpfl. Gegenb.|Bemessung Gegenkonto VStP EU|Steuerbetr. Gegenbuchung VStP EU| |Vorsteuer EU steuerfrei|Feld ist nicht nötig|Gegen.VStF EU| |Vorsteuer EU steuerfrei Gegenb.|Bemessung Gegenkonto VStF EU|Steuerbetr. Gegenb. VStF EU| |Vorsteuer Drittland steuerpfl.|Feld ist nicht nötig|Steuerbetr. VSt Drittland| |Vorsteuer Drittland steuerpfl. Gegenb.|Bemessung Gegenkonto VSt Drittland|Steuerbetr. Gegenb. VSt Drittland| |Umsatzsteuer Inland|Bemessung USt Inland|Betrag USt. Inland| |Umsatzsteuer EU steuerpfl.|Bemessung UStP EU|Steuerbetr. USTP EU| |Umsatzsteuer EU steuerfrei|Bemessung UStF EU|Steuerbetr. USTF EU| |Umsatzsteuer Drittland|Bemessung USt Drittland|Feld ist nicht nötig|